Wagnis wurde zu Erfolgsgeschichte – Zwanzig Jahre Autonome Hochschule Ostbelgien

 Im Rahmen einer akademischen Feier zelebrierte die Autonome Hochschule Ostbelgien (AHS) ihr 20-jähriges Bestehen. Gemeinsam mit dem Verwaltungsrat, dem aktuellen Unterrichtsminister Jérôme Franssen und den ehemaligen Ministerinnen und Ministern für Unterricht, Oliver Paasch, Harald Mollers und Lydia Klinkenberg, blickte man auf die Anfänge der AHS zurück und wagte einen Ausblick auf die nächsten zwanzig Jahre.

Wagnis wurde zu Erfolgsgeschichte – Zwanzig Jahre Autonome Hochschule Ostbelgien

 Im Rahmen einer akademischen Feier zelebrierte die Autonome Hochschule Ostbelgien (AHS) ihr 20-jähriges Bestehen. Gemeinsam mit dem Verwaltungsrat, dem aktuellen Unterrichtsminister Jérôme Franssen und den ehemaligen Ministerinnen und Ministern für Unterricht, Oliver Paasch, Harald Mollers und Lydia Klinkenberg, blickte man auf die Anfänge der AHS zurück und wagte einen Ausblick auf die nächsten zwanzig Jahre.

“Tradition, Innovation und gesellschaftliches Engagement“: unter dieses Leitmotiv stellte Dr. Jens Giesdorf seinen Beitrag, in dem er auf die Gründung der AHS einging. 2005 schlossen sich – erstmalig in der DG und in Belgien – Schulen aus dem Gemeinschaftsunterrichtswesen (GUW) und dem freien-subventionierten Unterrichtswesen (FSU) zusammen: die Pädagogische Hochschule der DG, die Pädagogische Hochschule Pater Damian und die Krankenpflegeschule. Diese Fusion in Form eines Sonderdektes wurde im Februar 2005 einstimmig im Parlament verabschiedet. Damaliger Unterrichtsminister war Oliver Paasch, der 2005 auf das königliche Interesse des damals noch Thronnachfolgers Philippe für diesen historischen Schritt aufmerksam machte. Als philosphische Grundlage wurde die “artikulierte Pluralität” festgelegt. Damit entstand die einzige deutschsprachige Hochschule Belgiens – ein mutiges Experiment, wie Direktorin Cornelia Keutgen betonte: „Es ging nicht nur darum, eine gemeinsame Struktur zu schaffen, sondern darum, aus vielen Teilen ein Ganzes zu formen. Aus Fachbereichen eine Hochschule. Aus Menschen eine Gemeinschaft.“

Räumliche Fusion musste warten

Am 1. Juli 2005 nahm die Autonome Hochschule in der Deutschsprachigen Gemeinschaft mit Direktor Stephan Boemer offiziell ihre Tätigkeiten auf. Paasch stellte zu diesem Anlass den „zukünftigen Stellenwert [der AHS] als Motor für Sicherung und Verbesserung der Bildungsqualität in der DG” in den Fokus. Er brachte 2005 auch das PDG-Gebäude am Eupener Kaperberg als ersten Standort für die neue AHS ins Spiel. Schlussendlich wurden der Campus der ehemaligen Pädagogischen Hochschule der DG an der Monschauer Straße und die Bleibe der Krankenpflegeschule in der Hillstraße das erste (noch getrennte) Zuhause der AHS. Im Februar 2013 erfolgte – nach mehr als einjähriger Übergangszeit in Containern für den Fachbereich Bildungswissenschaften – der Einzug in den Neubau nur weniger Meter weiter und damit auch die räumliche Umsetzung der Fusion. Mehr als zehn Jahre später platzt der Neubau bereits aus allen Nähten. Die steigenden Studierendenzahlen fordern schon bald Lösungen, um dem Platzmangel zu begegnen.

Meilensteine in der Entwicklung der AHS

Dass die AHS nicht nur eine regionale Ausbildungsstätte bleiben sollte, wurde schnell deutlich. Die Aufnahme in den “pôle mosan”, einem Verbund aller Universitäten und Hochschulen der Französichen Gemeinschaft, und die Verleihung der Erasmus-Universitätscharta, die die Basis für Erasmus-Mobilitäten darstellt, folgten kurz nach der Gründung. Die Schaffung des Fachbereichs Externe Evaluation zur Erfassung und Weiterentwicklung der Schulqualität und der Ausbau der Angebote an Weiterbildungen und Zusatzausbildungen für Lehr- und Pflegepersonal erweiterten das Portoflio ebenso wie das wachsende Studienangebot. 2011 begann die Kooperation mit dem Zentrum für Aus- und Weiterbildung des Mittelstandes, sodass duale Bachelorstudiengänge in Buchhaltung (seit 2011), Versicherungs- und Bankwesen (seit 2014) und Public and Business Administration (seit 2019) angeboten werden konnten. 2024 startete der Bachelorstudiengang “Soziale Arbeit”. Dass in den Entwicklungen der AHS auch der Fachkräftemangel oder die steigenden beruflichen Anforderungen Berücksichtigung finden, verdeutlichen die Einführung des Brückenstudium Plus als Quereinstiegsstudium in den Primarschullehrerberuf sowie die Verlängerungen der Bachelorstudiengänge von drei auf vier Jahren im Bereich der Krankenpflege (2016) und des Lehramts Kindergarten und Primarschule (2025).

Neben der Aus- und Weiterbildung bauten sich an der AHS in den vergangenen 20 Jahren weitere Arbeitsfelder auf: Bildungsforschung, unter anderem durch die Begleitung der PISA- und VERA-Studien, die Förderung der politischen Bildung, beispielsweise durch das Projekt “Demokratie macht Schule”, und die Netzwerkarbeit in nationalen und internationalen Projekten bilden heute einen festen Bestandteil der Hochschule.

Ehrung der “Zwanzigjährigen”

Zurück zur Jubiläumsfeier: In zahlreichen Redebeiträgen dankten die Ehrengäste allen Verantwortlichen der Hochschule für ihren täglichen Einsatz und ihr Herzblut, das sie in den Aufbau der AHS gesteckt haben und weiterhin in die Entwicklung der Hochschule stecken. Besonders gedacht wurde an diesem Abend an Stephan Boemer, der die Geschicke der Hochschule mehr als zehn Jahre leitete und der 2021 bei einem tragischen Unfall verstarb. Eindrücklich schilderten die Studierendenvertreter Kenza Ben Dagha und Cédric Wertz in ihrer Rede ihre Sicht auf die Hochschule: Die AHS sei nicht nur eine Ausbildungsstätte, sondern bilde in unserer Region die Grundlage für die Zukunft der Kinder, für die Unterstützung von Menschen im sozialen Bereich und in der Pflege – eine große Verantwortung und Motivation zugleich. „Das Lernen an der AHS ist persönlicher als an großen Hochschulen – ein echter Luxus, der ebenso einzigartig ist wie die Autonome Hochschule selbst“, betonten die Studierenden. Ministerpräsident Paasch nahm gemeinsam mit dem Präsidenten des Verwaltungsrates, Thomas Brüll, die Ehrung der langjährigen Mitarbeitenden vor. Ein besonderer Dank ging an Marlene Croé und Ferdinand Müller, die in den Ruhestand verabschiedet wurden.

Blick nach vorne

Bei allen Erfolgen und bereits vollzogenen Entwicklungen richtet die Hochschule den Blick nach vorne. Besonders prägnant brachte es Direktorin Cornelia Keutgen in ihrer Rede auf den Punkt: „Eine Hochschule ist niemals fertig. Sie ist immer unterwegs – auf dem Weg zu neuen Ideen, neuen Herausforderungen, neuen Chancen.“ Eine treffende Prognose für die Zukunft: Denn während sich Gesellschaft und Bildung stetig verändern, muss auch die AHS bereit sein, sich weiterzuentwickeln, um die nächsten 20 Jahre erfolgreich zu gestalten.