Grenzüberschreitende Bildung mit Zukunft – Kongress in Sittard im Rahmen von Teach³
Ein sonniger Maitag in Heerlen bot den idealen Rahmen für das diesjährige Buurtaalcongres, das unter dem Motto „Onderwijs voor de Euregio van de toekomst“ stand. Der Einladung gefolgt waren Lehrkräfte, Bildungsakteur/-innen, Projektverantwortliche und Studierende aus Belgien, Deutschland und den Niederlanden – vereint durch ein gemeinsames Anliegen: Die Förderung von Mehrsprachigkeit, interkultureller Kompetenz und grenzüberschreitendem Austausch in der Euregio Maas-Rhein.

Bereits die Eröffnung machte deutlich, worum es an diesem Tag gehen sollte: um Perspektiven. Das wurde bereits bei der Begrüßung durch Nus Waleson, Direktor von Fontys Educatie Regio Limburg, in deutlich. Mit einer pointierten Analyse weltweiter Herausforderungen – von Intoleranz bis Polarisierung – schlug er den Bogen zur Bildungslandschaft der Euregio. Gerade in Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Spannungen sei es essenziell, Projekte zu fördern, die den Dialog zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft ermöglichen, wie etwa das Erasmus+-Projekt Teach³, das angehenden Lehrkräften erste grenzüberschreitende Praxiserfahrungen in Schulen der Region vermittelt und damit Brücken zwischen den Bildungssystemen schlägt. Verständigung, Kontakt und Wissensaustausch – das seien die eigentlichen Grundlagen einer zukunftsfähigen Bildung.
Paul Hölsgens erinnerte das Publikum an die Einzigartigkeit des Bildungsraums Euregio – eine Region, die nicht nur geographisch an den Schnittstellen dreier Länder liegt, sondern auch ein Schmelztiegel von Sprachen, Kulturen und Bildungssystemen ist. Hölsgens plädierte dafür, genau diese Vielfalt als Stärke zu begreifen – als Chance für junge Menschen, sich über nationale Grenzen hinweg zu orientieren und zu entfalten.
Einen spannenden inhaltlichen Impuls bot im Anschluss Tom Kuypers von der Zuyd Hogeschool, der das Publikum mit seiner Vorstellung des Global Mind Monitor konfrontierte – einem digitalen Instrument zur Selbstreflexion über interkulturelle Sensibilität und weltbürgerliches Denken. Kuypers verstand es, die Zuhörenden charmant, aber bestimmt auf ihre eigenen blinden Flecken hinzuweisen. Mit kleinen, provokanten Beispielen machte er deutlich, wie schnell wir selbst in stereotype Denkmuster verfallen. Die Mischung aus wissenschaftlicher Fundierung und einem gesunden Maß an Selbstironie machte diesen Beitrag zu einem der Denkanstöße des Tages.
Ein Herzstück des Vormittags bildete die Präsentation zweier Best-Practice-Beispiele. Mit spürbarem Enthusiasmus und zahlreichen Fotos im Gepäck stellte Oliver Vogt den „Euregionalen Schülerliteraturpreis“ vor – eine Initiative, die Schülerinnen und Schüler aus verschiedenen Ländern über gemeinsame Lektüre miteinander in Austausch bringt. Leseförderung, Sprachkompetenz und interkultureller Dialog gehen hier Hand in Hand und beweisen, dass Literatur nicht nur ein Fenster zur Welt, sondern auch eine Brücke zwischen Regionen sein kann.
Ebenfalls inspirierend war der Beitrag von Eddy Thonon, der das Taaldorp in Heerlen vorstellte – ein Sprachen-Dorf im SCHUNCK-Kulturzentrum, in dem Schülerinnen und Schüler Alltagssituationen in der Nachbarsprache üben: beim Bäcker, im Hotel oder im Krankenhaus. Spielerisch, praxisnah und mit einem Augenzwinkern wird hier Sprache erlebbar gemacht – ein Konzept, das nicht nur bei den Jugendlichen, sondern auch im Publikum auf große Begeisterung stieß.
Am Nachmittag bot das Kongressprogramm eine breite Auswahl an Workshops organisiert von Experten der Hochschulen/Universitäten Fontys, RWTH, HECh und AHS. Zwei Schwerpunkte hoben sich dabei heraus: Zum einen der Umgang mit Künstlicher Intelligenz im Bildungsbereich. Zum anderen die vergleichende Betrachtung der Ausbildungssysteme in Belgien, Deutschland und den Niederlanden: Wo liegen Gemeinsamkeiten, wo Unterschiede, und was lässt sich voneinander lernen?
Neben den inhaltlichen Impulsen war es vor allem die Atmosphäre, die diesen Tag so besonders machte. Ob bei angeregten Diskussionen in den Workshops oder beim abschließenden Umtrunk – überall war spürbar: Hier entsteht etwas Gemeinsames. Kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis langjähriger Zusammenarbeit, gegenseitiger Wertschätzung und einem echten Interesse an der Nachbarsprache und -kultur.
Der Ausklang des Buurtaalcongres verlief ebenso herzlich, wie der Tag begonnen hatte. Es wurde gelacht, reflektiert und – typisch für die Euregio – dreisprachig verabschiedet. Wer an diesem Tag in Sittard dabei war, ging mit neuen Impulsen, frischen Ideen und vielleicht auch dem festen Vorsatz nach Hause, das eigene Schulumfeld ein Stück weit „euregionaler“ zu gestalten.
Denn eines hat dieser Tag einmal mehr gezeigt: Die Zukunft der Bildung in der Euregio liegt nicht im Nebeneinander, sondern im Miteinander.